- Zuhair S. Amr & Mohammad Abu Baker, Jordanien -



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Die Skorpione Jordaniens

Zuhair S. Amr & Mohammad Abu Baker



Einführung

Systematisch gehören Skorpione zu der Klasse der Arachnida des übergeordneten Stammes der Arthropoda. Sie gehören mit zu den ältesten Lebewesen und entwickelten sich wahrscheinlich vor 350 Millionen Jahren in der Periode des Silur, in der sie das Land eroberten, abstammend von amphibisch lebenden Vorfahren (VACHON 1952). Charakteristisch für die Erscheinung von Skorpionen ist ihr länglicher und segmentierter Körper, welcher sich aus dem Cephalothorax oder Prosoma, dem Abdomen oder Mesosoma und dem Schwanz oder Metasoma zusammensetzt. Skorpione haben sich derart angepasst, dass sie selbst unter den unwirtlichen Bedingungen der Wüsten überleben können.

Aufgrund ihrer medizinischen Bedeutung haben die Skorpione Jordaniens beträchtliche Beachtung in verschiedenen Veröffentlichungen erfahren (VACHON 1966, LEVY et al 1973, WAHBEH 1976 AMR et al 1988, EL-HENNAWY 1988, AMR et al 1994, AMR & EL-ORAN 1994). Die Artenvielfalt, die Verbreitung und die zoogeographischen Beziehungen werden diskutiert.

Systematik der Skorpione Jordaniens

Insgesamt 15 Arten und Unterarten aus zehn Gattungen in drei Familien (Buthidae, Diplocentridae and Scorpionidae) wurden bisher in Jordanien beschrieben (AMR et al 1988, AMR & EL-ORAN 1994, LOURENCO et al 2002). Die Familie der Buthidae umfasst dabei acht Gattungen ( Leiurus, Buthotus, Androctonus, Orthochirus, Buthacus, Compsobuthus, Birulatus und Buthus ), darin zwölf Arten und Unterarten. Sowohl die Familie der Diplocentridae als auch der Scorpionidae sind nur jeweils in einer Gattung vertreten ( Nebo und Scorpio ).

 

Die Familie Buthidae

Ein dreieckiges Sternum ist das Hauptmerkmal der Vertreter dieser Familie. Sie verfügen in der Regel über drei bis fünf Augenpaare und das Telson verfügt häufig über einen Subakulearstachel. Diese Familie umfasst die meisten gefährlich giftigen Skorpione.

 

Leiurus quinquestriatus HEMPRICH & EHRENBERG, 1829

Beschreibung: Färbung gelb. Die ersten zwei mesosomalen Tergite besitzen fünf Kiele. Adulte Exemplare erreichen eine Länge von bis zu 9 cm.

Maße: Gesamtlänge 3 – 7,7 cm (durchschnittlich 5,8 cm), Prosoma 3,8 – 9,6 mm, Mesosoma 16,8 – 19, 8 mm, Metasoma 19,3 – 42,4 mm. Anzahl der Kammzähne: 29 – 41.

Bemerkungen: Es handelt sich um die häufigste Art in Jordanien. WAHBEH (1976) berichtete, das L. quinquestriatus 85 % der Skorpione, die in dreizehn verschiedenen Gebieten gesammelt wurden, ausmachte. WAHBURG et al (1980) stellten fest, dass L. quinquestriatus sehr häufig im nördlichen Jordan Tal vorkommt. Die Art wurde in Mafraq (LEVY et al 1970), Wadi Deba (LEVY & AMITAI 1980), im Wadi Musa, Wadi Al-Mujib, Aqaba, Wadi Ram und Jabal Nebo (KINZELBACH 1984) und in Azraq und Wadi Shaib (EL-HENNAWY 1988) gesammelt.

Die Populationen von Leiurus quinquestriatus liegen weit verstreut. Die Art wurde im Dana Gebiet (zwischen Shoubak und Petra) gesammelt, wo es sich um die einzige Skorpionart in dichter Verbreitung handelte. Ähnliche Beobachtungen wurden in der Nähe von El-Hemma im Norden gemacht, im Wadi El-Wahah, im Madabah Gebiet und in Karak. Aus dem Süden Jordaniens sind uns wenige Funde bekannt (AMR & EL-ORAN 1994).

Gewöhnlich wird sie unter Steinen und Felsen gefunden, ohne ausgeprägte Wohnhöhlen. Steinmauern sind bevorzugte Versteckplätze dieser Art. Einige Exemplare wurden auch in Häusern in Irbid und umliegenden Vororten gefunden. Dies ist die giftigste Art in diesem Gebiet (AMR et al 1994). WARBURG (1997) legte dar, dass dieser Skorpion weiter in die mediterranen Biotope in Palästina vorgedrungen sei.

 

Leiurus jordanensis LOURENCO, MODRY & AMR, 2002

Beschreibung: Körperfärbung grundsätzlich schwarz-braun mit einigen diffusen hellen Punkten auf Prosoma und Mesosoma. Fünf Kiele auf den Tergiten I und II. Metasomale Kiele sind stark ausgeprägt und die Flächen zwischen den Kielen glatt bis genarbt. Ventrale Seite der Tarsi mit zahlreichen Setae, die nicht in graden Linien angeordnet sind.

Maße: Gesamtlänge 7,4 cm, Länge des Carapax 0,85 cm, Länge des Metasomasegments I 0,6 cm, Länge des Metasomasegments V 1,06 cm, Vesikel Weite 0,34, Länge des beweglichen Fingers 1,36 cm.

Bemerkungen: Die Art wurde ursprünglich anhand eines weiblichen Exemplars aus einem Wüsten Habitat im südlichen Jordanien beschrieben, in welchem Sandstein Felsen charakteristisch waren, umgeben von flachen Sanddünen (LOURENCO et al 2002). Nach LOURENCO et al (2002) scheint die Verbreitung der Art auf einen Teilbereich des Gebietes beschränkt, in welchem die verwandte Art Leiurus quinquestriatus verbreitet ist.
Leiurus jordanensis (Lourenço, Modry & Amr, 2002), Jordanien
Leiurus jordanensis (Lourenço, Modry & Amr, 2002), Jordan
Foto: Dr. David Modry

 

Buthotus* judaicus SIMON, 1872

Beschreibung: Von schwarzer Färbung, Prosoma granuliert, lange und dünne Pedipalpen, ins Braune übergehend, die Sohle der Tarsi mit feinen Sinneshaaren bedeckt.

Maße: Gesamtlänge 5 – 7 cm (durchschnittlich 5,9 cm), Prosoma 6,4 mm, Mesosoma 16,6 – 19,9 mm, Metasoma 27,5 – 38 mm. Anzahl der Kammzähne 22 – 28.

Bemerkungen: Diese Art wurde aus Irbid und Salt (WAHBEH 1976, KINZELBACH 1984) beschrieben und aus Amman (EL-HENNAWY 1988). Es scheint, dass die Verbreitung dieser Art auf die Gebirgsregionen Jordaniens beschränkt ist (AMR & EL-ORAN 1994). Sie ist recht häufig im Ajlune Gebirge und scheint an den Erdtyp terra rosa gebunden, wo sie zusammen mit Scorpio maurus palmatus vorkommt. Sie legt Gänge an, die gewöhnlich unter Steinen zu finden sind, tritt aber auch unter Felsen ohne Wohngänge auf.

 

Androctonus crassicauda (OLIVIER, 1807)

Beschreibung: Von schwarzer Färbung, Schwanzsegmente dick und breit. Laterale Kiele des zweiten und dritten Segments des Postabdomens sind auf wenige Granulierungen beschränkt.

Maße: Gesamtlänge 4 – 9 cm (durchschnittlich 8,5 cm), Prosoma 10,3 – 11,5 mm, Mesosoma 19,6 – 23,9 mm, Metasoma 42,1 – 49,9 mm. Anzahl der Kammzähne 24 – 33.

Bemerkungen: WAHBEH (1976) legte dar, dass nur 6 % der gesammelten Skorpione dieser Art angehören. Die Art wurde in Amman und Qaser Amra (LEVY & AMITAI 1980) gesammelt, ebenso wie in Aqaba (AMR et al 1988). Es ist eine an Wüsten angepasste Art, wie aus den Herkunftsgebieten schliessen lässt. A. crassicauda ist eine der giftigsten Arten im mittleren Osten. Sie lebt in waagerechten Gängen in trockenem Boden der Wüstenregionen, oder in Nagetierbauten. Diese Art wurde in Gewöllen der Adlereule in der östlichen Wüste Jordaniens nachgewiesen (RIFAI et al 2000).

 

Androctonus bicolor HEMPRICH & EHRENBERG, 1829

Beschreibung: Die Färbung der Endsegmente der Beine und der Pedipalpen ist leicht bräunlich. Die medianen lateralen Kiele der postabdominalen Segmente zwei und drei sind ausgeprägt und besitzen wenige Granulierungen. Adulte Tiere können eine Länge von bis zu 9 cm erreichen.

Maße: Gesamtlänge 5,5 cm, Prosoma 6,9 mm, Mesosoma 15,6 mm, Metasoma 33,2 mm, Anzahl der Kammzähne 28 – 36

Bemerkungen: EL-HENNAWY (1988) wies diese Art in Ma'an, Aqaba und Petra nach. Weitere Fundorte liegen in Karak (AMR & EL-ORAN 1994).

 

Androctonus amoreuxi (AUDOUIN [1827])

Beschreibung: Gelb bis dunkelbraun, Prosoma stark granuliert, das siebte Segment mit vier Kämmen. Adulte Exemplare können eine Länge von bis zu 7 cm erreichen.

Maße: Gesamtlänge 4,5 – 7 cm (durchschnittlich 5,44 cm), Prosoma 5 – 8 mm, Mesosoma 11,7 – 17,7 mm, Metasoma 18,9 – 34,4 mm. Anzahl der Kammzähne der Weibchen 23 – 25, der Männchen 27 – 32.

Bemerkungen: Diese Art wurde im westlichen Jordanien gefunden. Sie hat eine weite Verbreitung entlang der Küstenregionen von Palästina und des Sinai (LEVY & AMITAI 1980). Ihr Habitat ist ähnlich dem von A. crassicauda . Das Verbreitungsgebiet dieser Art befindet sich innerhalb der saharo-sindischen Region, die Jordanien vom Wadi Araba bis hin zum unteren Jordan Tal durchzieht (AMR & EL-ORAN 1994).

 

Orthochirus scrobiculosus (GRUBE, 1873)

Beschreibung: Von schwarzer Färbung. Prosoma glatt. Metasoma mit kleinen Vertiefungen bedeckt. Von kleiner Grösse (um die 3 cm).

Maße: Gesamtlänge 2,6 cm, Prosoma 3 mm, Mesosoma 7,6 mm, Metasoma 15,2 mm. Anzahl der Kammzähne 16 – 20.

Bemerkungen: WAHBEH (1976) berichtet über das Vorkommen der Art in der Madabah Gegend. Orthochirus scrobiculosus negebensis ist die aus Jordanien, Palästina und dem Sinai bekannte Unterart (LEVY & AMITAI 1980), während andere Unterarten im Iran, im Irak und in Turkestan vorkommen. Die Art ist ein Wüstenbewohner, sie wird gewöhnlich in schmalen Spalten unter Steinen und in Gängen gefunden. Hohe Populationsdichte ist aus der Azraq Gegend bekannt. Wir setzten lebende Exemplare dieser Art mit L. quinquestriatus zusammen, welchen sie sofort zu Opfer fielen. Exemplare aus dem Wadi Rum wurden in tiefen Sandlöchern gefunden, die bis über 50 cm tief hinab reichten. Andere Exemplare wurden beobachtet wie sie in den frühen Morgenstunden auf kleinen Büschen sonnenbadeten, eventuell um Feuchtigkeit aufzunehmen.

 

Buthacus leptochelys (HEMPRICH & EHRENBERG, 1829)

Beschreibung: Von gelber bis gelblich-brauner Färbung, das erste Segment mit zehn Kielen, fünftes Segment ohne dorsale Kiele. Cephalothorax einheitlich glatt. Gesamtlänge um die 6 cm.

Maße: Gesamtlänge 3,8 – 4,3 cm (durchschnittlich 4,1 cm), Prosoma 4,4 – 4,6 mm, Mesosoma 9 – 10,3 mm, Metasoma 22,7 – 25 mm. Anzahl der Kammzähne 20 – 26.

Bemerkungen: Diese Art ist aus Südwest Jordanien bekannt (KINZELBACH 1984). Sie wurde in Nagetierbauten gefunden unter extremen Wüstenbedingungen in der Nähe von El-Jafr (AMR & EL_ORAN 1994). KINZELBACH (1984) überarbeitete die systematische Stellung von Buthacus leptochelys nitzani (LEVY et al 1973) und betrachtet den Namen als Synonym von Buthacus leptochelys (Hemprich & Ehrenberg, 1829).

 

Compsobuthus werneri werneri (BIRULA, 1908)

Beschreibung: Von leicht gelblicher Färbung, Prosoma glatt bis auf feine Granulierungen vor der Okularspalte und den lateralen Augen. Adulte Tiere erreichen eine Gesamtlänge von um die 4 cm.

Maße: Gesamtlänge 2,5 – 3,8 cm (durchschnittlich 3,4 cm), Prosoma 3,3 – 4,2 mm, Mesosoma 7,1 – 8,9 mm, Metasoma14,6 – 15,5 mm. Anzahl der Kammzähne 16 – 20.

Bemerkungen: Die Art wurde in Petra und Wadi Al-Hasa, Shaumari, Wadi Sheib und Amman gesammelt (KINZELBACH 1984; EL-HENNAWY 1988). Diese Art wurde in Gewöllen der Adlereule in der östlichen Wüste Jordaniens nachgewiesen (RIFAI et al 2000).

 

Compsobuthus acutecarinatus jordanensis LEVY, AMITAI & SHULOV 1973

Beschreibung: Von gelber bis leicht bräunlicher Färbung, Prosoma stark granuliert. Gesamtlänge adulter Tiere ungefähr 3 cm.

Bemerkungen: Diese Art wurde im Wadi Deb'em (Südosten Ammans) und in Hassam in Richtung Ma'am gesammelt (LEVY et al 1973).

 

Birulatus haasi VACHON 1974

Beschreibung: Es handelt sich um einen Skorpion von kleiner Grösse mit einer durchschnittlichen Länge von 20 mm. Der Körper ist stark granuliert. Die Medianaugen sind klein und der Abstand beträgt 2 x den Augendurchmesser, laterale Augen fehlen. Der Körper ist grundsätzlich hell gelblich, die Medianaugen sind von schwarzen Pigmenten umrundet. Mesosoma, Vesikel, Chelizeren, Pedipalpen und Beine sind gelblich.

Maße: Durchschnittliche Gesamtlänge 2 cm, Carapax 2,8 mm, Länge des Metasomasegments I 1,4 mm, Länge des Metasomasegments V 2,3 mm, Vesikelweite 0,5 mm, Länge des beweglichen Scherenfingers 2,9 mm. Die Maße stammen von dem weiblichen Holotyp (LOURENCO 1999).

Bemerkungen: Diese Art wurde ursprünglich aus der Tafila Gegend beschrieben (VACHON 1974). Erneut wurde die Art von LOURENCO (1999) beschrieben. Er vermutete, dass es sich um einen Höhlen bewohnenden Skorpion handelt. Es gelang uns nicht, weitere Exemplare dieser Art zu sammeln. Möglicherweise stammt das im südlichen Jordanien gesammelte Exemplar aus einer übrig gebliebenen Population mit begrenztem Verbreitungsgebiet.

 

Buthus occitanus (AMOREUX, 1789)

Beschreibung: Färbung gelb bis dunkelbraun, acht Kiele auf dem zweiten und dritten Segment, laterale ventrale Kiele des fünften Segments mit deutlichen Zähnen besetzt. Adulte Exemplare können eine Länge von bis zu 7 cm erreichen.

Bemerkungen: KINZELBACH (1984) berichtet über das Vorkommen dieser Art im Wadi Rum und Ma'an. Im Wadi Rum wurde diese Art in den Übergangsgebieten von steinigen zu sandigen Gegenden gefunden. Es ist die dritt-giftigste Art in Jordanien.

 

Familie Diplocentridae *²

Das Vorhandensein eines Subaculaerstachel ist das Haupterkennungsmerkmal dieser Familie. Sie ist der Familie der Scorpionidae insofern sehr ähnlich, als dass auch sie ein fünfeckiges Sternum aufweist. Nur eine einzige Art dieser Familie ist in Jordanien verbreitet.

 

Nebo hierichontichus SIMON, 1872

Beschreibung: Von dunkel-brauner Färbung, Prosoma glatt, Pedipalpen dick und lang. Adulte Tiere können eine Länge von bis zu 14 cm erreichen.

Maße: Gesamtlänge 4,5 – 10,5 cm (durchschnittlich 7,3 cm), Prosoma 7,1 – 12,9 mm, Mesosoma 17,4 – 35,2 mm, Metasoma 20,2 – 47,4 mm. Anzahl der Kammzähne 13 – 22.

Bemerkungen: Diese Art ist endemisch für Syrien, Palästina, Libanon, Jordanien und Arabien (VACHON & KINZELBACH 1987). WAHBEH (1976) fand diese Art in Madabah und Karak. LEVY & AMITAI (1980) berichten über andere Fundorte in Amman und Petra. KINZELBACH (1984) sammelte Exemplare in Petra. Andere Fundorte von Tieren aus unserer Sammlung befinden sich in verschiedenen Gebieten im Wadi Araba, im Jordan Tal und aus der Nähe von Jarash (AMR & EL-ORAN 1994). Nebo hierichontichus hat eine weit gestreute Verbreitung. Die Gegenden der Verbreitung umfassen eine breite Spanne von Biotopen. Auch WARBURG et al (1980) und ROSIN & SHULOV (1963) beobachteten dies. Die Art legt eigene Wohngänge an und ist unter Felsen und in Spalten zu finden. Es handelt sich um die grösste Skorpionart, die aus Jordanien bekannt ist. Das Gift hat eine unbedeutende Wirkung auf Menschen (ROSIN 1972).

 

Familie Scorpionidae

Das fünfeckige Sternum ist das Hauptmerkmal dieser Familie. Arten, die dieser Familie angehören besitzen keinen Subaculaerstachel auf dem Telson. Im mittleren Osten gelten Arten dieser Familie als nicht giftig. Nach VACHON & KINZELBACH (1987) kommen drei Unterarten in Jordanien vor, namentlich: Scorpio maurus fuscus , welche im Norden verbreitet ist, Scorpio maurus palmatus im südwestlichen Jordanien und Scorpio maurus kruglovi , welche in der östlichen Wüste vorkommt.

 

Scorpio maurus fuscus (HEMPRICH & EHRENBERG, 1829)

Beschreibung: von dunkel-brauner Färbung, Pedipalpenhände ähnlich denen eines Hummers, Prosoma glatt. Gesamtlänge bis zu 8 cm.

Maße: Gesamtlänge 4 – 5,5 cm (durchschnittlich 4,5 cm), Prosoma 6,5 – 9,1 mm, Mesosoma 18,6 – 20,3 mm, Metasoma 19,1 – 25,7 mm. Anzahl der Kammzähne 9 – 10.

Bemerkungen: Diese Art legt ihre Wohnhöhlen entweder unter Steinen oder in der terra rosa Erde. Gesammelt wurde die Art in Gegenden mit hoher Niederschlagsmenge und kalten Wintern. Für gewöhnlich wird sie in hoher Populationsdichte innerhalb eines Gebietes gefunden. In Zubya, einer Eichenwald Gegend, wurden über 15 Exemplare innerhalb eines Arreals von 500 m² gefunden. Trotzdem stellte WARBURG (1997) fest, dass dieser Eichenwald Scorpionide, einst der häufigste Skorpion der mediterranen Region, einen einschneidenden Rückgang zu verzeichnen hat.

Scorpio maurus palmatus (HEMPRICH & EHRENBERG, 1829)

Diagnose: Von gelber bis leicht olivgrüner Färbung, Pedipalpenhände ähnlich denen eines Hummers, Prosoma glatt. Gesamtlänge von bis zu 7 cm.

Maße: Gesamtlänge 5 – 5,5 cm (durchschnittlich 5,25 cm), Prosoma 7,6 – 8,3 mm, Mesosoma 14,9 – 18,6 mm, Metasoma 18,9 – 22,9 mm. Anzahl der Kammzähne 11 – 13.

Bemerkungen: Scorpio maurus palmatus ist afrikanischen Ursprungs und verbreitete sich bis in das südliche Jordanien. Die Art wurde im Wadi Musa, Theban, Amman und Ajlun nachgewiesen (WAHBEH 1976, EL-HENNAWY 1988). Diese Art wurde in Gewöllen der Adlereule in der östlichen Wüste Jordaniens gefunden (RIFAI et al 2000).

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(TOP/OBEN) Leiurus jordanensis (Lourenço, Modry & Amr, 2002)

(Left/LINKS) Orthochirus scrobiculosus (Grube , 1873), Scorpio maurus fuscus (Hemprich &
Ehrenberg , 1829)

(RIGHT/RECHTS)Leiurus quinquestriatus (Hemprich & Ehrenberg, 1829
), Compsobuthus werneri werneri (Birula , 1908)

Zoogeographie

Bei den meisten Skorpionen Jordaniens handelt es sich um eremische Arten. Buthacus leptochelys , Scorpio maurus palmatus , Androctonus bicolor , Androctonus crassicauda und Androctonus amoreuxi werden als xerophile Arten angesehen, ausgehend von ihren Verbreitungsgebieten. Sie werden in der saharo-arabischen Region gefunden. Für diesen Habitattyp ist eine geringe Niederschlagsmenge von unter 10 mm jährlich charakteristisch. Der Boden variiert von sandig, über Kalkstein, bis hin zu Sandstein. Wie auch VACHON & KINZELBACH (1988) bemerkten, ist Scorpio maurus palmatus afrikanischen Ursprungs und verbreitete sich bis in das südliche Jordanien. VACHON (1979) wies diese Art im südlichen Arabien nach, entlang der Westküste des roten Meeres. Die Verbreitung von Buthacus leptochelys ist auf die südlichen Wüsten Jordaniens beschränkt. Die Art kommt in den extremen Wüsten Saudi-Arabiens vor (VACHON 1979). Obwohl der Grossteil der Exemplare von Androctonus crassicauda in trockenen Regionen gesammelt wurde, wurde die Art auch mediterranen Gebieten gefunden (WARBURG et al 1980).

Sowohl Buthotus judaicus , als auch Scorpio maurus fuscus sind eigentlich mediterrane Arten. Nichtsdestotrotz stiess Buthotus judaicus bis in die ariden Regionen des südlichen Parts des Jordan Tals vor.

Orthochirus scrobiculosus wurde hauptsächlich in drei biogeographischen Regionen gesammelt, ebenso wie Nebo hierichontichus , welcher unterschiedliche Habitat Vorlieben zeigte.

Birulatus haasi wurde aus der Tafila Gegend beschrieben. Keine weiteren Exemplare wurden in diesem Areal gefunden. Es wird vermutet, dass B. haasi eine relict Art mit begrenztem Verbreitungsgebiet ist. Es scheint, dass es sich um eine mediterrane Form handelt, wohingegen zwei weitere Arten aus Palästina und Syrien beschrieben wurden (LOURENCO 2002, STATHI & LOURENCO 2003).

Compsobuthus werneri wurde in der irano-turanischen Ökozone gesammelt. Die meisten Tiere unserer Sammlung stammen aus Basalt- und Granit-Wüsten, trotzdem stammen ein paar Tiere auch aus Steppen-Regionen (Karak Gegend). Es handelt sich um eine problematische Gattung, die weiterer Untersuchung bedarf.

Leiurus quinquestriatus ist die in ganz Jordanien häufigste Art. Sie bevorzugt Steppen-Regionen, obwohl einige Fundorte mediterrane Ökozonen repräsentieren, wenige Exemplare wurden in der östlichen Wüste und im Wadi Araba gesammelt. Wir haben keinen Nachweis aus Zona und Ajlun, beides typisch mediterrane Gegenden. Frühere Nachweise deuten auf ein Vorkommen in sehr trockenen Gebieten hin (KINZELBACH 1984, EL-HENNAWY 1988). Die Art hat sehr verstreute Populationen, wo sie in der Dhana Gegend (zwischen Shoubak und Petra) gesammelt wurde und scheint nicht gemeinsam mit anderen Skorpionen vorzukommen. Ähnliche Beobachtungen wurden auch in anderen Gebieten gemacht. WARBURG et al (1980) vermutete, dass das Verbreitungsgebiet von L. quinquestriatus auf Areale mit geringer Niederschlagsmenge begrenzt ist.

Weitere Untersuchungen sind notwendig um den taxonomischen Status der Arten der Gattung Compsobuthus sowie auch Orthochirus aufzudecken. Ökologische und Verhaltensstudien verschiedener Arten sind nötig.

 

* Anmerkung Tietz/Witt: Nach u.a. FET et al (2000) Gattung Buthotus Synonym für Gattung Hottentotta

 

*² Anmerkung Tietz/Witt: Nach SOLEGLAD & FET (2003) Familie Diplocentridae ersatzlos gestrichen, alle Gattungen unter der Familie der Scorpionidae zusammengefasst

 

 

Literaturnachweis:

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